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Assitenzärzte und Burnout
Ismail Sadiron Pictures/shutterstock.com

Burnout bei Ärzten – Ein weit verbreitetes Problem

Große Verantwortung, eine hohe Arbeitsbelastung und wenig Zeit für das Privatleben: Ihr Beruf als Ärztin oder Arzt ist herausfordernd, oftmals stressig und kräftezehrend. Daher ist es keine Überraschung, dass Ihre Berufsgruppe der Ärzte für ein Burnout besonders gefährdet ist. Viele Mediziner sind sich meist aber gar nicht bewusst, wie nahe sie diesem Phänomen sind. Sie arbeiten daher einfach weiter wie bisher, da sie den Beruf auch als Lebensaufgabe sehen. In unserem Blogbeitrag erfahren Sie nun alles rund um das Burnout bei Ärzten, dessen Ursachen, alarmierende Symptome und welche Therapie- sowie Behandlungsmethoden infrage kommen.

In diesem Artikel:

Was ist Burnout?

Burnout beschreibt einen Zustand totaler körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung, einer Entfremdung im sozialen Umfeld sowie verringerter Leistungsfähigkeit. Laut der Weltgesundheitsorganisation ist Burnout keine eigenständige Krankheit, sondern ein Problem mit der gegenwärtigen Lebenssituation der Betroffenen. Burnout ist ein Zustand, bei dem verschiedene belastende Faktoren zusammenkommen. Wenn er eintritt, wird dadurch der Gesundheitszustand immens beeinträchtigt und die Betroffenen müssen medizinische Maßnahmen zur Behandlung in Anspruch nehmen.

In unserer schnelllebigen Zeit mit einer Arbeitswelt voller Leistungsdruck, stetig steigenden Anforderungen und Zeitdruck kann ein Burnout jeden treffen. Vor allem Ihr Arztberuf mit der großen Verantwortung für die Gesundheit Ihrer Patienten und den anstrengenden Schichtdiensten erhöht die Gefahr, ein Burnout zu erleiden. Der MB-Monitor 2019 des Marburger Bundes beschäftigte sich mit der Überlastung im Arztberuf. Aus den Antworten ergab sich auch zum Thema “Burnout bei Ärzten” die folgenden Ergebnisse: 59 Prozent aller befragten Medizinerinnen und Mediziner gaben an, dass sie häufig bis ständig in ihrem Beruf überlastet sind. Ganze 74 Prozent haben außerdem das Gefühl, dass die Arbeitszeiten ihre Gesundheit beeinträchtigen und 15 Prozent waren durch die Arbeitsbedingungen im Krankenhaus psychisch schon einmal so belastet, dass sie sich in Behandlung bei einem Arzt oder Psychotherapeuten begeben haben.

Burnout bei Ärzten: Risikofaktoren

Die Angaben zur psychischen Belastung der Ärzte-Umfrage des Marburger Bundes zeigen deutlich, wie hoch der Druck und die Belastung in Ihrem medizinischen Beruf sind. Daher gelten die Arbeitsbedingungen als großer Risikofaktor für ein Burnout, allerdings geht auch von anderen Faktoren eine Gefährdung aus.

Denn auch der mangelnde Fokus auf die eigene Gesundheit ist ein Risiko. Obwohl Sie sich als Ärzte tagtäglich mit der Gesundheit anderer beschäftigen, kommt oftmals die eigene Gesundheit zu kurz. Bei der Umfrage des Marburger Bundes gaben 73 Prozent genau dies an. Zusätzlich gelten folgende Aspekte als Risiken für Ärzte, an Burnout zu erkranken:

  • Hohe berufliche Ziele können nicht erfüllt werden
  • Das Selbstbild ist abhängig von erfolgreichen Ergebnissen der medizinischen Tätigkeiten
  • Es bestehen Probleme damit, persönliche Schwäche und Hilflosigkeit einzugestehen
  • Ungelöste Konflikte
  • Fehlende oder mangelnde Anerkennung
  • Konflikt zwischen beruflichen Anforderungen und den eigenen Werten sowie Ansichten
  • Wenig bis keine soziale Unterstützung im Privatleben

Vor allem junge Assistenzärzte gelten als besondere Risikogruppe Ihres Berufsfeldes. Diese stehen noch am Anfang ihres medizinischen Berufslebens und wollen bzw. müssen direkt volle Leistung erbringen. Überstunden, Nachtdienste und große Verantwortung stehen meist an der Tagesordnung in einer Klinik. Daneben müssen sich Assistenzärzte die Frage stellen, welche Facharztrichtung sie für ihre Weiterbildung wählen sollen. Dabei entsteht schnell Überforderung und eine enorme Belastung, der einige Assistenzärzte auf Dauer nicht standhalten. 

Burnout als Arzt: die Risikofaktoren
plo/shutterstock.com

Woran erkenne ich Burnout? – Symptome

Wenn Sie als Ärztin oder Arzt von Burnout betroffen sind, merken Sie dies unter Umständen nicht direkt. Denn die Warnungen des eigenen Körpers nehmen viele meist erst sehr spät wahr. Selbst wenn erste Anzeichen eines Burnouts erkannt wurden, steht Ihnen der schwierigste Schritt noch bevor: Das Eingestehen des Burnouts und das Überwinden der Scham. Burnout-Symptome kommen je nach Persönlichkeit unterschiedlich stark zum Vorschein. Übertragen auf Ihren Arztberuf könnten sich die drei Phasen der Burnout-Symptome wie folgt zeigen:

1. Die erste Phase wird meistens von erhöhter Aggressivität und Aktivität begleitet. Einige entwickeln sogar eine Art Hyperaktivität. Ihr Leidensdruck ist in dieser Phase noch nicht vorhanden. Vielmehr neigen Sie dazu, nach außen mit einem zu hohen Anspruch zu glänzen und dabei alle anfallenden Aufgaben perfekt erledigen zu wollen. Klappt dies nicht, reagieren Sie meist überempfindlich, werden direkt aggressiv und aufbrausend. Auch Ihr Wunsch zur gleichen Zeit an jedem Ort präsent zu sein, spielt dabei eine Rolle. Viele Patienten auf einmal sowie extra Zusatzschichten und –aufgaben anzunehmen, sind dafür typische Beispiele. Dies führt allerdings dazu, dass Sie Ihre letzten Kraftreserven aufbrauchen – ohne dass Sie es selbst bemerken. 

2. In der zweiten Phase bemerken Sie nach und nach, dass Sie die vorgenommenen Aufgaben nicht erfüllen können und der Leistungsdruck zu groß ist. Sie beginnen sich zurückzuziehen und flüchten aus Situationen. Allerdings benötigen Sie meist ein anderes Ventil zur Kompensation, oftmals sind das sportliche Aktivitäten. Da dies meist nicht von Erfolg gekrönt ist, ziehen Sie sich immer weiter zurück. Sie beginnen den Kontakt zu Patienten, Freunden oder der Familie zu vermeiden und verlieren auch immer mehr den Kontakt zu sich selbst sowie zu Ihren Bedürfnissen.

3. Die dritte Phase ist geprägt von Isolation und Passivität. Sie realisieren die Situation und fühlen sich wie gelähmt. Sie sind unfähig, alltägliche Aufgaben zu bewältigen und befinden sich in einer Depression. Diese geht nicht nur bei Ärzten oftmals mit Alkohol-, Nikotin- oder anderem Substanzmissbrauch einher. Das geschieht, da Sie in dieser Phase versuchen, vor der Realität zu fliehen. Suizidgedanken sind dabei keine Seltenheit. Meist ist dies der Punkt, an dem Sie begreifen, dass Sie an einem Burnout leiden und sich Hilfe suchen. 

 

Diese drei Phasen sind maßgeblich für ein Burnout. Allerdings sind diese natürlich nicht bei jedem gleich stark ausgeprägt. Grundsätzlich lassen sich die Burnout-Anzeichen in zwei Gruppen darstellen:

Psychische Symptome:

  • Erschöpfung
  • Gleichgültigkeit
  • Niedergeschlagenheit
  • Antriebslosigkeit
  • Vermeidung von sozialen Kontakten
  • Reizbarkeit
  • Angstzustände
  • Missbrauch von Alkohol und Drogen
  • Leistungsabfall
  • Verlust des Selbstvertrauens
  • Pessimismus
  • Verzweiflung
  • Hilflosigkeit

Körperliche Anzeichen:

  • Bluthochdruck
  • Herz-Kreislauf-Beschwerden
  • Herzratenvariabilität
  • Schlafstörungen
  • Müdigkeit
  • Magenbeschwerden
  • Verspannungen
  • Schwäche
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Ohrenleiden (Auftreten von Tinnitus)
  • Essstörungen

Burnout bei Medizinern: Konsequenzen im Beruf

Da Sie als Ärztin oder Arzt nicht nur sich selbst gegenüber in der Verantwortung stehen, sondern während Ihrer Berufsausübung auch Ihren Patienten, kann ein Burnout bei Ärzten gravierende Folgen haben. Denn die Probleme, die mit diesem Phänomen einhergehen, wirken sich negativ auf viele Lebensbereiche aus. In Ihrem Berufsumfeld als praktizierende Ärzte bedeutet dies:

  • Eine höhere Wahrscheinlichkeit für ärztliche Kunstfehler, beispielsweise falsche Diagnosen, schief gelaufene Operationen oder fehlerhafte Rezepte
  • Eine höhere Wahrscheinlichkeit für schwindende Professionalität gegenüber Kollegen und Patienten sowie die Ignoranz medizinischer Standards
  • Eine abnehmende Patientenzufriedenheit, meist durch eine unzureichende Patientenversorgung

Daher sollten Sie sich als Arzt mit einem Burnout noch schneller in Behandlung begeben, um solche Gefahren für sich und andere zu verhindern.

Therapie: Hilfe für Ärzte bei Burnout

Zur Behandlung des Burnouts stehen Ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: Kurzzeittherapie, Verhaltenstherapie, Psychotherapie, medikamentöse Behandlung oder auch Selbsthilfegruppen sowie Vereine. Je nachdem, woraus Ihr Burnout entstanden ist und wie Sie damit umgehen, können Sie eine passende Therapieform für sich und Ihre Bedürfnisse auswählen. Spezialisten wie Psychologen oder ein ärztlicher Psychotherapeut helfen Ihnen dabei zu ergründen, was für Sie und Ihre Heilung das Beste ist. Fest steht aber: Je früher ein Burnout erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Chancen auf eine vollständige Heilung.

Burnout als Arzt: Therapiemöglichkeiten
wavebreakmedia/shutterstock.com

Wie Sie einem Burnout als Arzt vorbeugen

Es gibt verschiedene Tests bei Ärzten, aber auch Burnout-Selbsttests, die Sie herausfinden lassen, wie hoch Ihr persönliches Burnout-Risiko ist. Meist beantworten Sie dabei verschiedene Fragen, die Ihre derzeitige psychische Verfassung beleuchten. Wichtig ist zunächst, dass Sie nicht erst dann Maßnahmen ergreifen, wenn Sie das Gefühl haben, am Ende Ihrer Kräfte zu sein. Vielmehr sollten Sie darauf achten, dass Sie eine dauerhafte Resilienz erlangen und ebenfalls körperlich fit sind. Das gelingt vor allem mit einer gesunden Work-Life-Balance als Arzt und einem stabilen sozialen Umfeld. Unabhängig davon gibt es einige mögliche Strategien, die für Sie zur Prävention eines Burnouts hilfreich sind:

  • Persönliche Ziele setzen, die Sie von zu perfektionistischen Vorstellungen befreien
  • Selbstwertgefühl aufbauen, indem Sie sich selbst Gutes tun und sich für sich selbst Zeit nehmen
  • Zeitmanagement organisieren und notwendige Pausen für Entspannungen einplanen
  • Soziale Kontakte beleben, in dem Sie sich Zeit mit der Familie und Freunden in Ihren Alltag einbauen
  • Eine ausgewogene, gesunde Ernährung als Arzt ist immens wichtig. In Kombination mit ausreichend Bewegung und Sport hilft dies Ihrem Körper Belastungen besser auszuhalten
  • Stress reduzieren und sich entspannen, um zu sich selbst zu finden und dem Körper Erholung zu ermöglichen
  • Ausreichend Bewegung in Ihren Alltag integrieren, um einen Ausgleich zu schaffen. Mannschaftssportarten sind dabei gleichzeitig eine Art Sozialisierung
  • Gesunder Schlaf, sodass Ihr Körper genügend Zeit und Ruhe hat, die Energiereserven wieder aufzuladen und voll funktionsfähig in einen neuen Tag starten kann

Prävention und Aufmerksamkeit sind die beste Therapie bei einem Burnout. Wenn klare Regeln herrschen, lässt sich Burnout bei Ärzten oftmals vermeiden beziehungsweise zumindest frühzeitig erkennen und leichter behandeln. Achten Sie immer auf sich und Ihre Mitmenschen!