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Arbeiten in der Telemedizin
Evgeny Atamanenko/shutterstock.com

Arbeiten in der Telemedizin - die praxisferne Alternative für Ärzte?

Menschen mit Interesse an praktischer Medizin konnten früher nach der Approbation nur in Kliniken oder Praxen arbeiten. Einzige Alternative war die Arbeit in der medizinischen Forschung oder in beratender Tätigkeit für Unternehmen. In den letzten Jahrzehnten hat sich ein weiteres Arbeitsfeld für Ärzte entwickelt, das spätestens seit der Corona-Pandemie den Praxis-Alltag in vielen Arztpraxen und Kliniken erleichtert. Die Video-Sprechstunde ermöglicht Ärztinnen und Ärzten stressfreie Ferndiagnosen und Fernbehandlungen über moderne Kommunikationsmittel. Natürlich vorausgesetzt eine Behandlung via Video-Sprechstunde ist medizinisch vertretbar. Für niedergelassene Ärzte läuft der Alltag mit Telemedizin zwischenzeitlich routiniert ab. Behandeln via Online-Sprechstunde ermöglicht Ärzten mehr räumliche und zeitliche Flexibilität im Beruf.

In diesem Artikel:

Welche Möglichkeiten bietet Telemedizin?

Die Telemedizin bietet flexible Arbeitsmodelle für Honorarärzte und angestellte Ärzte. Um in der Telemedizin arbeiten zu können, müssen angehende Mediziner zunächst ein sechsjähriges Studium an einer Hochschule mit medizinischer Fakultät absolvieren. Teil des Studiums sind theoretische sowie praktische Module. Anschließend arbeiten die meisten Ärzte als Assistenzärzte und bilden sich fachspezifisch weiter.

Mediziner mit Facharzt-Titel können sich in Vollzeit oder neben ihrer Tätigkeit in Praxen und Kliniken als Ärztin oder Arzt in Telemedizin-Unternehmen bewerben. Die Dienstleister vermitteln zwischen Patient, Ärztin bzw. Arzt und der medizinischen Einrichtung. Honorarärzte und Vertretungsärzte können mit telemedizinischen Angeboten mehr Einsätze annehmen und den beruflichen Alltag abwechslungsreicher gestalten. Die Bereiche Diagnostik, Therapie, Rehabilitierung und ärztliche Entscheidungsberatung können über die Telemedizin digital erfolgen. Direkter Patienten-Kontakt wird reduziert, was viele Vorteile und Freiheiten für die Behandlung und den Arbeitsablauf bietet.

Welche Vorteile bietet die Telemedizin für Ärzte?

  • Als spezialisierter Facharzt gibt Ihnen das Behandeln via Video-Sprechstunde die Möglichkeit, Patienten auf der ganzen Welt zu behandeln.
  • Die kontinuierliche Überwachung von Patienten ist per Telemedizin möglich. Als Mediziner können Sie außerdem Notruffunktionen für Patienten einrichten, um Sie im Notfall direkt erreichen zu können.
  • Ärzte können ortsungebunden und zeitlich flexibel im Home-Office arbeiten. So können Sie Ihre Stelle vor Ort beispielsweise einschränken. Die gewonnene Arbeitszeit kann mit Video-Sprechstunden oder durch das Abarbeiten anderer anfallender Aufgaben gefüllt werden, um eine bessere Work-Life-Balance zu schaffen. Weg fallende Wegezeit vom Wohnort in die Praxis oder Klinik kann mit Freizeit-Aktivitäten gefüllt werden. Insgesamt steigert die Arbeit über telekommunikative Kanäle die Lebensqualität von Medizinern.
  • Über telekommunikative Kanäle können Ärzte ihr Fachwissen international austauschen. Interdisziplinäre Behandlungen von Patienten werden erleichtert.
  • Leichte, aber ansteckende Krankheiten wie beispielsweise Schnupfen, Magen-Darm, etc. bei denen es in der Regel Zeit zum Auskurieren und einiger Medikamente bedarf können die Gesundheit des Teams beeinflussen. Eine Konsultation in der Video-Sprechstunde trägt dadurch zu weniger Ausfällen im Team bei.

Wie können Patienten vom Angebot der Telemedizin profitieren?

  • Chronisch kranke Menschen müssen ihren Wohnort in einigen Fällen strategisch auswählen. Sie sind darauf bedacht, Anfahrtswege zu Spezialkliniken oder behandelnden Ärzten kurzzuhalten. Bieten Fachärzte Video-Sprechstunden an, können Patienten aus abgelegenen Regionen lange Anfahrtswege einsparen.
  • Das Infektionsrisiko bei ansteckenden Erkrankungen entfällt. Patienten können sich im Wartezimmer oder an der Rezeption nicht bei anderen Patienten anstecken.
  • Patienten können sich jederzeit an eine Ärztin oder an einen Arzt wenden und müssen nicht auf reguläre Öffnungszeiten warten.

Welche Vorteile bietet das dauerhafte Monitoring für Behandlungen?

Telemedizin ermöglicht jeder Ärztin und jedem Arzt, Patientendaten in Echtzeit zu überwachen. So können Werte von Patienten im gewohnten Lebensumfeld erhoben werden. Der Rosenthal-Effekt bleibt aus und die Daten werden nicht durch ein ungewohntes Laborumfeld oder Nervosität im Arzt-Patienten-Gespräch verfälscht. Ärzte können sich ein umfängliches Bild von Beschwerden und Patientendaten machen. Die Telemedizin kann das Schlaflabor ersetzen oder die Erhebung von EKG-Werten im gewohnten Umfeld erleichtern.

Kann es nachteilig für die Karriere sein, als Telemediziner zu arbeiten?

Telemedizinern fehlt der direkte Patientenkontakt, sodass Diagnosemethoden wie die Palpation entfallen. Dafür fällt mehr Arbeitszeit für Bürokratie an. Für Telemediziner in Vollzeit übernehmen Agenturen einen Teil der dokumentarischen Arbeit. Sind Sie längere Zeit in der Telemedizin tätig, könnte der Wiedereinstieg in Kliniken schwerer fallen. Um geübt im Umgang mit Patienten zu bleiben, können Ärzte Teilzeitmodelle anstreben oder einzelne Einsätze als Honorarkräfte annehmen.

Darf jede Ärztin und jeder Arzt Telemedizin ausüben?

Fernbehandlungen sind für Fachärzte nach abgeschlossener Facharztprüfung erlaubt. Als Assistenzarzt können Sie Patienten nicht eigenständig behandeln und sollten möglichst viel Praxiserfahrung sammeln. Häufig wird die Telemedizin von Psychotherapeuten angeboten. Dazu ist nicht unbedingt eine Video-Sprechstunde nötig. Die digitale Überwachung von Patientinnen und Patientendaten oder das Angebot eines Notfalltelefons in der Psychotherapie gehören im engeren Sinne ebenfalls zur Telemedizin.

Eine Ärztin arbeitet in der Telemedizin und macht sich Notizen aus einer Videosprechstunde
Ground Picture/shutterstock.com

Wie kann der Datenschutz in der Telemedizin gewährleistet werden?

Die Anzahl an Anbietern für sichere Videosprechstunden-Software ist seit der Corona-Pandemie stark angewachsen. Ärzte, die eigenständig eine Software für die Arbeit als Telemediziner auswählen, sollten ausschließlich KBV-zertifizierte Anbieter wählen. Die kassenärztliche Bundesvereinigung listet zertifizierte Anbieter öffentlich. Gesundheitsdaten von Patienten müssen im Home-Office vor dem Zugriff durch Dritte geschützt werden.

Dennoch müssen Ärztinnen und Ärzte sensible persönliche Daten zur Dokumentation der Behandlung speichern. Agenturen stellen zur sicheren Einrichtung der Datenspeicherung geschulte Datenschutz-Beauftragte. Videosprechstunden und das Monitoring von Patientendaten dürfen wie Arzt-Patienten-Gespräche nur in geschlossenen Räumen ohne Anwesenheit von Dritten erfolgen.

Wie wird KI die Telemedizin beeinflussen?

Deep Learning AI-Systeme revolutionieren die digitale Welt und bringen für die Diagnostik in der Telemedizin viele Vorteile. Wahrscheinlichkeiten für Diagnosen und Risiken können mit Hilfe von KI beispielsweise anhand von Patientendaten errechnet werden. Auffälligkeiten bei der Überwachung von Vitalwerten können mit KI-Systemen künftig automatisch erfasst werden. Ärzte benötigen dadurch weniger Zeit für die Auswertung von Daten. In Zukunft wird die Arbeit in der Telemedizin einen noch größeren Stellenwert einnehmen und für niedergelassene Ärzte und Kliniken unverzichtbar sein.

Wie verändern digitale Sprechstunden das Gesundheitssystem?

Die Telemedizin ist ein ausschlaggebender Teil der Digitalisierungswelle in der Gesundheitsbranche. Durch Gesundheitskarten mit sensiblen Patientendaten und dezentrale Patientenversorgung per Fernbehandlung gewinnen kompetenten Ärztinnen und Ärzten mehr Zeit. Chirurgen können beispielsweise mehr Operationen in ihren Arbeitsalltag einplanen und müssen weniger Arbeitszeit für die Vorbereitung und Dokumentation aufbringen. Der Praxis-Alltag wird entspannter, wenn Diagnosegespräche und Rezeptvergaben digital erfolgen können. Über die Fernkommunikation können Ärzte Rezepte und Krankschreibungen ausstellen. Kranke Patientinnen und Patienten müssen so nur in Ausnahmefällen persönlich zum Arzt.

Fazit: Wie können Ärzte Telemedizin für eine bessere Work-Life-Balance nutzen?

Fachärzte können mit Teilzeit- oder Vollzeitanstellungen in der Telemedizin mehr Zeit im Home-Office verbringen. Sie entziehen sich damit dem Stress des Praxis- und Klinik-Alltags. Die Telemedizin lässt sich flexibel mit Anstellungen in medizinischen Einrichtungen verbinden und ermöglicht Ortswechsel bei laufenden Behandlungen. Honorarärzte, die in Vertretung arbeiten, können gängige Tarifbezahlungen so auch im Home-Office übertreffen. Telemedizin-Agenturen vermitteln Teilzeit- und Vollzeitanstellungen für Ärzte in allen Fachbereichen, die mit entsprechenden Sprachkenntnissen auch weltweit Patientinnen und Patienten aus der Ferne behandeln können.

FAQ zum Thema Telemedizin

Was ist Telemedizin?

Telemedizin bezeichnet das Angebot medizinischer Leistungen in einer digitalen Sprechstunde. Voraussetzung: Die Behandlung muss medizinisch vertretbar sein.

Welche Vorteile bietet Telemedizin für Mediziner?

  • Da keine geografische Nähe nötig ist, können Ärzte durch Telemedizin noch mehr Patienten erreichen. Das ist vor allem von Vorteil, wenn Ärzte auf gewisse Gebiete spezialisiert sind. Patienten müssen so keine weiten Strecken mehr in Kauf nehmen, um den Arzt zu konsultieren.
  • Telemedizin bietet im Bedarfsfall die Möglichkeit der kontinuierlichen Überwachung
  • Das Behandeln mittels Video-Sprechstunde verlagert den Arbeitsort der Behandler vom Behandlungsraum an den Schreibtisch. So wird Home-Office für Mediziner möglich.
  • Schutz des medizinischen Teams, da anstreckende, leicht verlaufende Krankheiten auf mittels Telekommunikation behandelt werden können.

Welche Qualifikation benötigen Ärzte, um in der Telemedizin arbeiten zu können?

Um Patienten via Online Sprechstunde behandeln zu können, benötigen Ärzte eine abgeschlossene Facharzt-Ausbildung. Davor ist es ihnen nicht erlaubt, Patienten eigenständig zu behandeln.

Entspricht die Telemedizin den geltenden Datenschutz-Regelungen?

Sofern Sie als Mediziner eine KBV-zertifizerte Software für Ihre Online-Sprechstunde verwenden, können Sie davon ausgehen, dass alle Datenschutz-Richtlinien eingehalten werden.